"WILDE HÜND"
Ansprache von Franz Bisle anlässlich der Beerdigung von Max Bolkart am 7. Mai 2025

Max Bolkart ist als Sechzehnjähriger am 1. Januar 1949 dem SCO beigetreten und bis zu seinem Lebensende treu geblieben. Neben vielen anderen Ehrungen wurde dem Max zu seinem 50. Geburtstag die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Max wollte eigentlich alpiner Skirennläufer werden, war aber, wie es heißt, seinem Trainer zu leicht. Er begann dann relativ spät auf Anraten von Toni Brutscher mit dem Skispringen, war vor allem mutig, flink und gelenkig, mit einer guten Sprungkraft ausgestattet und enorm ehrgeizig.

Das damalige Oberstdorfer Springertrio Klopfer, Weiler, Brutscher nahm ihn unter seine Fittiche und brachte ihm – oft wenig zimperlig, wie mir der Max einmal erzählt hat – die Tricks und Kniffe des Skispringens bei.

Im Dezember 1953 taucht der Name Bolkart erstmals in einer Ergebnisliste der Vierschanzentournee auf. Die Tournee hatte im Winter zuvor zum ersten Mal stattgefunden. Am Schattenberg landet der 21-jährige Max als Sechzehnter sogar einen Platz vor seinem Lehrmeister Sepp Weiler, dem großen Springerkönig der davorliegenden Jahre. Schon bei der nächsten Vierschanzentournee 1954/55 steht er in Innsbruck als Dritter zum ersten Mal auf dem Podest, was er im folgenden Jahr sogar wiederholt. 1956 nimmt er auch erstmals an den Olympischen Spielen teil. In Cortina d´Ampezzo verfehlt er als Vierter die Bronzemedaille nur knapp und zieht damit gleich mit seinem anderen Lehrmeister, mit Toni Brutscher, der vier Jahre zuvor in Oslo ebenfalls Vierter geworden war.

Im folgenden Winter 1957 schafft es Max erstmals bei der Gesamtwertung der Tournee auf den Podestplatz drei. Top-Ten-Plätze bei großen internationalen Springen sind für den Max von nun an fast eine Selbstverständlichkeit, bei den nationalen Deutschen Meisterschaften holt er sich von 1956 bis 1958 dreimal hintereinander der Titel, ein viertes Mal dann noch 1964, in dem Jahr, in dem er seine internationale Karriere beendete. Dazu kommen mehrere bayerische, Allgäuer und natürlich auch Clubmeistertitel im Spezialsprunglauf.

Aber bleiben wir chronologisch: Bei der Oberstdorfer Skiflugwoche von 1958 fliegt Max am letzten Tag auf die damals neue Weltrekordweite von 139,5 Meter, muss aber leider in den Schnee greifen. Ein solcher Sturz passiert ihm Ende des Jahres auch am Schattenberg beim weitesten Sprung der gesamten Konkurrenz. Doch im folgenden Winter ist es dann so weit: Ende 1959 siegt Bolkart auf seiner Heimschanze und lässt Anfang 1960 in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck weitere Siege folgen. Mit einem 5. Platz bei der letzten Tourneestation in Bischofshofen verfehlt der Max zwar den ersten sogenannten Grand Slam der Tourneegeschichte, wird aber als erster Bundesdeutscher Gesamtsieger dieser weltweit prestigeträchtigsten Sprunglaufserie. Erst dreißig Jahre später gelingt es Dieter Thoma, für den Deutschen Skiverband diesen Erfolg zu wiederholen, und das übrigens unter einem Trainer, der selbst ein Bolkart-Schüler war, nämlich dem Oberstdorfer Rudi Tusch.

1960 ist auch das Jahr von Bolkarts zweiter Olympiateilnahme. Der Tourneesieger gehört zum Favoritenkreis, was er mit einem sehr guten 6. Platz auch bestätigt, und in derselben Saison gelingt ihm am Holmenkollen bei Oslo als Drittem sogar der Sprung aufs Podest. Diese Platzierung schafft er auch 1962 bei der Skiflugwoche am Kulm.

Ein weiterer Tourneeerfolg mit Platz drei in der Gesamtwertung erfolgt in der Saison 1962/63. Damit gelingt es Max zum dritten Mal, was sonst keinem einzigen bundesdeutschen Skispringer von 1953 bis 1989 auch nur einmal gelungen ist: Nämlich am Ende der Tournee auf dem sogenannten Stockerl zu stehen. Zum Abschluss seiner Karriere qualifiziert sich der Max als einziger Westdeutscher für das gesamtdeutsche Team der Olympischen Spiele von Innsbruck im Jahr 1964. Trotz einer schweren Schulterverletzung tritt er zu seiner dritten Olympiateilnahme an, kann dabei aber keinen vorderen Platz mehr belegen.

Besonders stolz war der Max darauf, dass er ja eigentlich noch ein viertes Mal bei Olympischen Spielen teilnahm. Heini Klopfer, der Erbauer der Großschanze von St. Nizier bei Grenoble bat den Max als Einspringer und Vorspringer bei den Spielen von 1968 mitzuhelfen, wobei der Max fast ohne Training sogar einen Schanzenrekord erzielte.

Für seine sportlichen Erfolge wurde Max vom Bundespräsidenten mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt, der höchsten sportlichen Auszeichnung der Bundesrepublik.

Lieba Max, der Skiclub Oberstdorf isch unendlich stolz uf dii.

Aber wir sind nicht nur stolz, sondern auch dankbar, und zwar nicht nur für deine sportlichen Erfolge, mit denen du den Namen unseres Clubs in alle Welt hinausgetragen hast, sondern darüber hinaus für noch vieles mehr.

So hast du sehr viel Zeit als Trainer für den Nachwuchs geopfert. Noch heute schwärmen ehemalige Oberstdorfer Skispringer, die zum Teil später bis ins Nationalteam aufstiegen, von deinen Tipps und deiner Hilfsbereitschaft. Du hast nicht nur Trainingseinheiten geleitet, unter anderem auch für den Allgäuer Skiverband, du hast auch uns Jungen die Sprungski gewachst, uns großzügig Material von dir geliehen oder sogar geschenkt, vom Sprungski über die Springerschuhe bin hin zu Trainingsgeräten wie deiner Bleiweste. Du hast uns mit deinem Auto mitgenommen auf Nachwuchswettkämpfe oder zu nationalen und internationalen Sprungveranstaltungen, wozu du auch nach deiner offiziellen Karriere noch häufig eingeladen worden bist. Und wie stolz waren wir, mit dem großen Max Bolkart unterwegs sein zu dürfen. Und wenn man dich bei einem Nachwuchswettkampf um die Mitwirkung bei der Siegerehrung gebeten hat, warst du da und hast die Augen der jungen Springer zum Leuchten gebracht.

Du hast dich aber auch in vielen anderen Bereichen für den Club eingesetzt. Du warst als Schanzenchef tätig, hast dich bei der Präparierung engagiert, hast Schanzenführungen für Ehrengäste und auch andere Interessierte durchgeführt, warst auch schon als Stadionsprecher tätig. Du hast in der Nachfolge von Sepp Weiler zur Eröffnung von Skiflugveranstaltungen die Schalmei geblasen. Und du hast dich auch als Sprunglaufreferent und als Rennleiter in die Clubarbeit eingebracht. Diese Aufzählung ist sicherlich nicht vollständig, zeigt aber schon mehr als deutlich dein vorbildliches Engagement.

Du bliebst und bleibst als Spitzensportler unvergessen. Immer wieder musstest du auch in späteren Jahren Interviews geben, du durftest auch bei den regelmäßigen Ehemaligentreffen noch bis ins hohe Alter den Respekt und die Bewunderung deiner alten Sportkameraden genießen. Von vielen Springern, nicht nur von den Oberstdorfern, war und ist immer wieder zu hören: Der Max war mein Vorbild.

Dabei ist auch deine spitzbübische, humorvolle Seite nicht zu vergessen, die zu vielen Anekdoten führte. Außerdem hast du mit deiner Ziehharmonika die von Toni Brutscher begründete musikalische Tradition der Oberstdorfer Skispringer fortgeführt und damit viele vergnügliche Stunden im Kreis der Clubmitglieder ermöglicht, und die begeisterte, mitreißende Art, wie du von deinen Erlebnissen beim Skispringen geschwärmt hast, war für die Zuhörer immer sehr unterhaltsam und interessant.

Es ist hier vielleicht nicht der Ort für Anekdoten, aber ich bin sicher, wenn wir nach der Beisetzung noch etwas beisammensitzen, wird es deutlich: Der Max war nicht nur ein großartiger Sportler, sondern auch noch ein richtiges Oberstdorfer Original.

Im 50. Lebensjahr noch beteiligte er sich als weitaus Ältester an einer Wette jüngerer Oberstdorfer Alpiner und machte mit Alpinski einen weiten Geländesprung von der Schattenbergschanze.

Ein Ehrentitel übrigens, der nur den mutigsten Oberstdorfern zugeschrieben wird und vielleicht sogar wertvoller ist als jeder sportliche Meistertitel, weil er eine Art Adelsprädikat ist, das die Bewunderung der Einheimischen zum Ausdruck bringt, dieser Titel aus einem Liedtext des ehemaligen Skiclubvorstands Josef Geiger, dieser Titel passt besonders gut zu „isam Max“.

Wilde Hünd, do kenn i öü uin
Wilde Hünd hot´s allat gea
Wilde Hünd, do saget d´Fehla
Wilde Hünd, ma mag´s gean sea
Wilde Hünd, die händ kui Angscht it
Wilde Hünd, händ öü kuin Gründ
Will Gschichtle vola Ruhm und Ehr
bliebet bloß de wilde Hünd.

Pfietigott und vergealt´s Gott, lieba Max!
Ruhe in Frieden - du wilda Hünd!

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